Eine nette Initiative, die ich gern mit einem Bericht zur Veröffentlichung
unterstützen möchte.
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19.07.09
Sturz bei Mountainbiketour. Tastbare Fraktur („Klaviertasten“)
der
Clavicula. Übelkeit, Schmerzen. Rettungswagen nach 15 Minuten
da (Respekt!).
Schmerzmittel, ca. 30 Minuten Odyssee im schönen Tegernseer Land.
Unfallstation Klinikum Murnau.
Röntgen: Bruch der rechten Clavicula relativ mittig. Bruchenden
etwas mehr
als einen Knochendurchmesser voneinander entfernt. An den Bruchenden
jeweils
eine Absplitterung von Knochenfragmenten (Also in Summe quasi drei
Brüche).
Erstaunlicherweise rät der diensthabende Arzt nicht zur OP.
Rucksackverband.
Transport nach München. Voltaren und Novalgin.
20.07.09
Arztbesuch in München (Arzt in Neuhausen). Arzt
rät zur OP meint aber, die Bruchenden würden auch ohne OP
zueinander finden
und der Bruch würde irgendwie auch bei konservativer Behandlung
heilen.
Rucksackverband hält er jedoch für unsinnig, besser sei
eine Schlinge.
Nachteile der konservativen Behandlung aus seiner Sicht: Dauert länger,
mehr
Schmerzen, Risiko einer zu starken Fehlstellung des Schultergürtels,
Entstehung eines Pseudogelenks. Nachteile der OP: Infektionsrisiko,
Narkoserisko. Bei zu starker Fixierung der Bruchenden besteht außerdem
das
Risiko, dass der Bruch nicht zusammenwächst und erneut operiert
werden muss.
Ich entscheide mich nach einem Tag Bedenkzeit für die OP, da
die Schmerzen
wirklich unangenehm sind und mich das „Knirschen und Reiben“ der
Knochenenden ziemlich nervt. Außerdem sagt mir mein Laienverstand
bei
Betrachtung des Röntgenbildes, dass dieses „Schlachtfeld“ ohne
operative
Unterstützung mit Sicherheit vollkommen schief und krumm zusammenwachsen
würde.
22.07.09
OP- Termin. Ein ca. 20 cm langer Titannagel wird unter Vollnarkose
lateral
(Also von der Seite quasi „durch die Schulter“) in das
Schlüsselbein
eingebracht. Ca. 1 cm langer Schnitt oberhalb der Schulter. „Knirschen
und
Reiben“ sind unmittelbar nach der OP nicht mehr zu spüren,
jedoch relativ
starker Wundschmerz im Schulterbereich, also dort, wo der Nagel eingebracht
wurde. Entlassung am zweiten Tag. Voltaren zweimal täglich. Laut
Auskunft
des Arztes sei Voltaren (Also Diclophenac) zwar schädlicher für
den
Organismus, als beispielsweise Novalgin, unterstütze aber durch
die
abschwellende Wirkung den Heilungsprozess. Ich futtere also brav mein
Voltaren.
Beweglichkeit der Schulter liegt bei ca. 20%. Ellenbogen voll beweglich;
Anziehen von (weiten) Hemden kein Problem. T- Shirts besser nicht
;-)
Beweglichkeit der Schulter bessert sich täglich. Schmerzen tagsüber
gering,
abends mitunter sehr stark. Nagel wandert ca. 2 cm Richtung lateral
und
spannt die Haut (Hautrötungen, Druckempfindlichkeit, deutlich
sichtbare
Beule („Indianerzelt“)), was ich als recht störend
empfinde. 2 mal
wöchentlich Physiotherapie/ Lympgdrainage.
08.08.09
Fahre wieder längere Strecken mit dem Auto. Schulter weitestgehend
beweglich, leichte Belastung (Gangschaltung betätigen, Kaffetasse
tragen)
kein Problem. „Verbotene“ Bewegungen (Über 90 Grad,
Innenrotation) schmerzen
ein wenig, ansonsten ist das Schmerzniveau tags gering und abends
erträglich. Nehme nur noch abends eine Voltaren. T-Shirts lassen
sich auch
wieder anziehen.
Kaufe mir ein (blaues) Theraband und mache damit morgens und abends
jeweils
ca. 10-15 Minuten Übungen für die Schultermuskulatur (Armheben
seitlich und
vorwärts, Rudern, Armsenken nach hinten, Schulterblätter
zusammenziehen,
Innen- und Außenrotation). Richte mich bei den Übungen
nach dem Schmerz,
d.h. vermeide Übungen, die stärkere Schmerzen verursachen.
10.08.09
Keine Schmerzmittel mehr. Schmerzniveau auch abends nur noch sehr
gering.
Kann wieder auf dem Bauch und auf der linken Seite schlafen. Rechts
geht’s
noch nicht.
20.08.09
Gehe zusätzlich zur Physio zweimal wöchentlich ins Fitness-
Studio.
Belastbarkeit des Schultergürtels bei ca. 40% (Bankdrücken
mit 35 Kilo statt
vor Bruch 80 Kilo), bei mehr Gewicht tut’s im Schlüsselbein
(Druckschmerz)
und in den Sehnenansätzen der Brustmuskulatur (Ziehender Schmerz)
weh.
15.09.09:
Beweglichkeit mittlerweile bei schmerzfreien 90%. Belastbarkeit bei
(verbotenen) ca. 50- 60%. (Erlaubt sind laut Arzt ca. 20%). Hautrötungen
und
Hautveränderungen (Schorf auf dem „Indianerzelt“)
durch den gewanderten
Nagel werden unangenehmer.
17.09.09:
Nagel durchstößt die Haut (Lustigerweise blutet das nicht
und tut auch nicht
sonderlich weh). Ich rufe beim Arzt an und besorge mir in der Apotheke
sterile Wundauflagen, flexible, selbstklebende Wundabdeckung (Flexomull)
und
Betaisadona Salbe. Mit dem nun ca. 2 cm herausstehenden, glänzenden
Nagel
kann man beim Verbandswechsel die Freundin und kleine Kinder erschrecken …
;-)
23.09.09
Nagel wird per ambulanter OP entfernt (Lokalanästhesie, Nagel
wird mit einer
Art Rohrzange herausgezogen). Kurzer, sehr heftiger Schmerz (Nächstes
Mal
nehme ich zusätzlich die Schlafspritze ;-) ). Wunde wird mit
Druckverband
versorgt; nicht genäht.
Nach Entfernung des Nagels ca. eine Woche lang leichter Druckschmerz
im
Bruchbereich bei Bewegung/ Belastung. Seit dem 01.10.09 quasi
beschwerdefrei. Kann auch wieder auf der rechten Seite liegen und
mich mit
dem rechten Arm komplett abstützen. Schulter schmerzt bei extremer
Dehnung
und längerer Ruhigstellung (z.B. nach dem Liegen), was laut
Physiotherapeutin aber auf die wochenlange Schonhaltung und die
Bewegungseinschränkung zurückzuführen ist.
Ich gehe zweimal pro Woche zur Physiotherapie und 2-3 pro Woche ins
Fitness-
Studio, um Kraft und Beweglichkeit wieder herzustellen. Belastbarkeit
des
Schultergürtels (Bankdrücken, Schulterheben, …) bei
ca. 60-70% (Mehr schaffe
ich aber aufgrund der „faulen“ Wochen vermutlich zur Zeit
ohnehin nicht ;-)
).
Fazit: Trotz der (unangenehmen) Nagelwanderung (Hautschmerzen durch
reibende
Kleidung) bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und würde mich (trotz
der
Risiken, die jeder Eingriff mit sich bringt) wieder für eine
OP entscheiden.
Der TEN- Nagel scheint der konventionellen Verschraubung mit Platten
ü
berlegen zu sein (Minimalinvasiv, d.h. nur geringes Risiko, Hautnerven
zu
verletzen). Auch das kosmetische Ergebnis ist sehr gut („Pickelnarbe“ an
der
Eintrittsstelle, sonst nichts)). Allerdings würde ich in jedem
Fall den Arzt
nach Fallzahlen fragen, da er beim Einbringen des Nagels doch in der
Nähe
sehr sensibler Strukturen (Nerven, Blutgefäße, Sehnen)
bohrt, hämmert und
zimmert und er das Ganze lediglich unter Röntgenkontrolle im
Lichtbogen
(also quasi blind) tut. Das braucht sicher viel Erfahrung und ein
unerfahrener (aber von sich überzeugter) Arzt kann hier sicherlich
erheblichen Schaden anrichten!